der weg zum 1. konzert

wir müssten lügen, wenn wir behaupten würden, wir wären nicht nervös gewesen. wir hatten sogar einen termin im kalender mit dem titel „vor angst in die hose scheißen“. doch dann war alles anders…

als wir vor knapp vier monaten die anfrage erhielten, ob wir das landshuter theater mit einem benefizkonzert unterstützen wollen, waren wir erst mal baff. Unser erster auftritt… oh gott! aber klar, das machen wir!

die nächste frage war das wie. wir wollten auf keinen fall mit ner backing-track-cd auf die bühne. wenn dann alles live! also gab es für uns nur zwei optionen:
(a) akustik-session oder
(b) erneute suche nach mitmusikern.
letzendlich haben wir uns für option (c) entschieden: wenn wir bis ende august mitmusiker finden, dann mit denen nah am original ansonsten unpluggend zu zweit auf die bühne.

wir starteten einen erneuten aufruf auf allen kanälen im internet, mit wenig hoffnung, dass auch nur irgendwas konkretes dabei rauskommt. denn bis dato waren das höchste der gefühle kurze chats mit anderen musikern aber ein treffen mit neuen potentiellen „töerichtern“ (wenn töericht eine stadt wäre, dann hießen die einwohner töerichter) kam nie zustande.

dann ging alles ganz schnell: marius meldete sich bei uns. wir trafen uns eine woche später, jammten zusammen und merkten: das passt! neuer gitarrist: check!*

ähnlich lief es dann mit robby. kurz getextet, telefoniert und zum jam getroffen. sein flow am schlagzeug hat uns sofort gefallen und er hatte auch bock auf unsere songs. „ich kann auch ein bisschen klavier spielen“, sagte er, hat in die tasten gehauen und uns damit umgehauen. jetzt hatten wir auch noch einen drummer schrägstrich pianisten.*

den bass-part übernahm daniel, der uns schon seit den anfängen tatkräftig unterstützt und bereits die albumaufnahmen zu „alles andere wäre“ mit seinem instrument begleitete.

schon war der august rum und unsere deadline erreicht. neue mitmusiker waren gefunden jedoch nicht genug um unsere songs im umfang der albumproduktion auf die bühne zu stellen. entweder fehlt uns ein keyboarder oder ein schlagzeuger. letztendlich haben wir uns dann zu einem akustikkonzert entschieden, jedoch zu fünft. nun hieß es proben, proben und nochmal proben. 19 songs. das sind je probe 2 neue songs und bis 2. dezember war es nicht mehr weit!

nebenbei fast vergessen werbung zu machen. also erst mal alle social media plattformen mit bildern, werbung und veranstaltungsterminen befüllt. flyer und plakate verteilt die uns das theater landshut zur verfügung gestellt hat. reicht erst mal. jetzt wird geprobt!

ich kann euch eins sagen: wir waren sehr fleissig. jeder hat sich immer entsprechend gut vorbereitet. robby konnte seine talente abwechselnd am klavier und am cajon beweisen. daniel und marius waren ebenso geübt an ihren instrumenten und nach jedem weiteren dienstäglichen zusammentreffen, konnten alle um 21 uhr zufrieden und mit einem gutem gefühl nach hause fahren. und plötzlich waren es nur noch sieben tage bis zum auftritt.

auf social media laufen die geplanten beiträge. wir kommentieren. läuft. weiter proben!

erste gesamtprobe. wir spielen die songs am stück durch. erster song. verkackt. nochmal von vorn. mitten im song… wieder verkackt. beim dritten anlauf dann endlich erfolg. nächster song… ich verpass meinen einsatz, marcel trifft den ton nicht, marius verspielt sich, robby weiß plötzlich nicht mehr was er gespielt hat und daniel spielt da wo er pause hat. so kämpfen wir uns lied um lied durch unsere playlist und nach fünf stunden halbkatastrophe lagen die nerven blank. finger sowie stimme wund und kraftlos. man hat förmlich das knistern in der luft gespürt: wenn jetzt irgendeiner ein falsches wort sagt…

jetzt war mein gehirn nur am rotieren: „oh gott, wir werden so versagen. wir müssen mindestens noch 200 mal proben vor dem auftritt!“.

ich denke, jeder von uns hat diesen kleinen dummen penner in seinem kopf, der einem genau solche dumme gedanken reinhämmert. dieser kleine dumme sack, der, im gegensatz zu dir, noch nichts in seinem leben erreicht hat, außer dir zu sagen, was du nicht kannst und was alles schlechtes passieren wird. „halt die fresse! wir schaffen das!“, hab ich zu ihm gesagt und mich hingelegt.

nächste probe. alle haben noch die letzte vor augen. wir fangen an und… es läuft. alle wissen ihre parts und wir sind wieder auf der richtigen spur. fast nichts kann uns aufhalten!

generalprobe. suboptimal. marius ist krank und an manchen stellen hört es sich an wie ein unfall mit vielen schreienden schwerverletzten. es hätte besser laufen können.

2. dezember

da das theater die komplette pa zur verfügung gestellt hat, war alles schnell gepackt. wir trafen uns um 15 uhr zum aufbau und soundcheck. der puls war gefühlt schon bei 2.000.000. noch 3 stunden.

schon während des aufbaus hat man gemerkt: hier arbeiten profis! die organisation vom theater landshut war von vorne bis hinten perfekt geplant. sonja, koni, alexa, markus und das gesamte team des standtheaters standen uns bei sämtlichen fragen immer zur seite und das nicht nur am tag des auftritts. auch hier nochmals vielen herzlichen dank.

17:00 Uhr. die ersten besucher betreten das foyer. fremde menschen. leute die wir nicht kennen wollen uns zuhören? wow! entweder is mein puls jetzt gar nicht mehr vorhanden oder so schnell, dass ich ihn nicht mehr spüre.

17:30 Uhr. mehr und mehr menschen strömen durch die eingangstür. darunter ein paar bekannte gesichter, familie und freunde. hallo puls? bist du noch da?

17:45 Uhr. das foyer ist prall gefüllt. alle tische sind besetzt und ich darf nicht vergessen zu atmen…. die gitarre! die gitarre muss ich noch stimmen!

17:55 Uhr. meine blase sagt mir zum 11. mal „mach mich leer“ aber ich weiß, dass da nix mehr drin ist. so oft kann ein normaler mensch doch nicht pinkeln gehen?!

17:56 Uhr. dumm rumstehen.

17:57 Uhr, gleich gehts los. ganz ruhig…

17:58 Uhr. wir betreten die bühne und nehmen unsere plätze ein.

17:59 Uhr wir starten und marius spielt das intro von „wenn die worte fehln“. marcel sieht nochmal kurz zu mir rüber, dreht sich wieder zum publikum und singt. geil! gleich kommt mein part. robby steigt perfekt mit ein. daniel lässt im 1. ref gekonnt seinen bass von der leine.

auf einen schlag ist sämtliche anspannung einfach weg. song um song macht es mehr spaß auf der bühne zu stehen (sitzen) und zu musizieren. es war der höchste ton bei „nie wieder schlafen“ – richtig schwer(!) – den marcel so kraftvoll und mega-mäßig gesungen hat, der mich innerlich ausrasten hat lassen. mein körper war von endorphinen durchflutet!

wir haben gerockt! die leute haben mit uns gelacht, gesungen, geklatscht und auch die eine oder andere träne verdrückt.

wir hatten einen richtig, richtig guten abend der uns noch lange in erinnerung bleiben wird!

danke theaterleute für die organisation und dass wir bei euch auftreten durften.

danke an daniel, marius und robby. ihr seid genau das, was töericht noch gefehlt hat.

danke an unsere jennagerin für deine orga, seelische unterstützung und die fotos.

ach ja, fotos: danke an alle, die uns mit ihren fotos und videos versorgt haben! ein neuer meilenstein wurde erreicht. auf zum nächsten!


-töericht-

*freu